Opfer (Schach)

Opfer bezeichnet im Schachspiel einen Spielzug, mit dem ein Spieler freiwillig einen oder mehrere Spielsteine dem Gegner zum Schlagen anbietet (opfert). Ziel ist dabei, den aus der Annahme des Opfers resultierenden materiellen Nachteil durch anderweitige Vorteile (Zeitgewinn, Raumgewinn, positionelle Faktoren) zumindest zu kompensieren. Der Gegner kann das Opfer annehmen oder ablehnen.

Kann das geopferte Material forciert zurückgewonnen werden, bezeichnet man dies als Scheinopfer.

Erfolgt das Opfer (zumeist eines Bauern) bereits während der Eröffnungsphase, spricht man von einem Gambit.

Ohne höheren Zweck zum eigenen Nachteil hergegebene Figuren sind dagegen keine Opfer. Solche zumeist unsinnigen Züge werden im Schachspiel Einsteller genannt.

Häufig werden bei einem Opfer Figuren der gegnerischen Partei geschlagen, die ausreichend verteidigt sind, wodurch die Annahme des Opfers oft erzwungen ist, um nicht selbst in materiellen Nachteil zu geraten. Opfer sind häufig Bestandteil mehrzügiger Kombinationen, können aber auch Teil eines langfristig angelegten strategischen Plans sein. Dabei wird der im Spiel als normal betrachtete materielle Wert der Figuren „schlagartig“ negiert bzw. ignoriert. Das Opfer kommt für einen der Spieler oft unerwartet, da man im Spielverlauf meist nur den üblichen Figuren-Wert in Betracht zieht und Ausnahmesituationen nicht erkennt, in denen beispielsweise positionelle Vorteile die materiellen überwiegen. Das betrifft unerfahrene Spieler häufiger als starke Spieler oder gar Großmeister.

Der Erfolg eines Opfers hängt von der richtigen Bewertung der resultierenden Stellung ab. Ansonsten kann der Materialvorteil des Gegenspielers zum Verlust der Partie führen, in diesem Fall spricht man von einem „inkorrekten“ Opfer. Falls der opfernde Spieler jedoch weiß oder ahnt, dass das Opfer inkorrekt ist, es aber aus psychologischen Gründen spielt, spricht man von einem spekulativen Opfer. Der österreichische Großmeister Rudolf Spielmann, der 1935 ein Buch mit dem Titel Richtig opfern verfasste, sieht allerdings als „echte“ Opfer nur diejenigen an, die nicht bis zum Ende durchkalkuliert werden können, also im Wesentlichen auf Intuition beruhen.


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